"Äthiopien würde ich ja nicht
mit Urlaub verbinden."
Mit diesem Satz reagierten meine Freunde
auf die Ankündigung des Reiseziels.
Im Oktober 2011 nahm ich an einer
8-tägigenGebeco - Studienreise
zum Horn von Afrika teil.
15 Personen gehörten zu der Gruppe,
die beim TUI Reisecenter
Martina Scholz gebucht hatten.
Da wir uns fast alle bereits kannten,
hatten wir während der Zeit unseres
gemeinsamen Unternehmens
jede Menge Spaß.



Das Besichtigungsprogramm war sehr intensiv,
so dass die Woche keine pure Erholung sein konnte.
Viel Zeit verbrachten wir in einem bequemen Reisebus,
der auch mal die Klimaanlage zuschaltete,
wenn nicht gerade Steigungen zurückgelegt
werden mussten.

 

 

Das Hochland im Norden ist von Tafelbergen, Hochplateaus und tiefen Flusstälern durchzogen.
Von der Straße aus konnten wir in ein
weites Land mit bestellten Feldern und
kleinen Ortschaften schauen.

 

Auf dem Weg durchquerten wir die 1000 Meter tiefe Nilschlucht. Der Straßenbau ist für die Wirtschaft
von großer Bedeutung. Hier engagieren sich vor
allem die Chinesen, aber auch Länder aus Europa.
Die neue Brücke wurde von den Italienern gebaut
und löste die alte "Portugiesische Brücke" ab.

In Äthiopien leben ca. 35% orthodoxe Christen.
Es gibt deshalb sehr viele Kirchen und Klöster.
Diese strohgedeckte Rundkirche gehört zu
einem Inselkloster auf dem Tana-See.
Im Inneren sieht man lebendige Malereien,
die verschiedenen Heilige und ihre Legenden darstellen. Ein Klangstein ruft die
Mönche zum Gebet.
Der Tana-See ist der größte See in diesem Land.
Er liegt 1800 Meter über dem Meeresspiegel.
Von hier aus ergießt sich der Blaue Nil ins Land. Papyrusbooten haben eine lange Tradition.
Sie dienen dem Transport und Fischfang.
"Tis Issat" - "Rauch des Feuers" so wird der Wasserfall genannt.
Schön und gewaltig fällt
der Blaue Nil 45 Meter in die Tiefe.
Bahar Dar liegt am Ostufer des Tana-Sees.
Die Stadt wird von einer mit Bäumen
bepflanzten breiten Allee durchzogen.
Eine singende Prozession kündigte
am Morgen gegen 5 Uhr einen
christlichen Feiertag an.
Der Weg nach Gondar, der alten Kaiserstadt,
führt über 3000 Meter hohe Pässe,
die den Busfahrer Konzentration abfordern.
Die Touristen genießen derweil die traumhafte Landschaft.
Der Gemp, die Palastanlage aus dem
17. und 18. Jahrhundert, wurde von
drei Kaisern errichtet und erinnert an
die Blütezeit von Kunst und Literatur
in dieser Stadt.

Das Bad des Fasilidas ist ein großes Bassin,
in deren Mitte sich ein kleines Schloss befindet.
Jedes Jahr zum Timkat-Fest am 19. Januar
wird es mit Wasser gefüllt.
Mystische Baumwurzeln umranken
die alten Mauern im Schlossgarten.

Die Stelen von Axum entstanden zwischen
dem ersten und dritten Jahrhundert.
Es sind die höchsten Grabsteine der Welt.
Der größte ist 33 Meter hoch und soll beim
Aufstellen zerbrochen sein. Die Ornamentik
erinnert an Stockwerke mit Fenstern und Türen.
Wie so vieles aus alten Hochkulturen geben
diese großen Monolithe der Nachwelt Rätsel auf.
Zur Zeitenwende war Axum das Zentrum des Aksumitischen Reiches, das bereits damals
neben dem nord-äthiopischen Hochland
auch die Hafenstadt Adulis (heute in Eritrea) kontrollierte. Die Stadt war eine der ersten christlichen Hauptstädte. Hier soll auch die
legendäre Königin von Saba gelebt haben.
Auf der Reise erlebten wir auch drei Inlandsflüge
mit einem fantastischen Ausblick auf das Hochland.
Das meiste Wasser des Blaue Nils stammt
aus Äthiopien. Doch ein Gesetz aus der Kolonialzeit verbietet die Nutzung zur Bewässerung und Stromerzeugung. Doch davon lassen sich die Äthiopier nicht mehr länger abschrecken. Ihr Land gehört zu den ärmsten der Welt, viele Menschen dort haben weder Zugang zu ausreichend sauberem Wasser noch
zu Strom. Bleibt zu wünschen, dass kein Wasserkrieg droht,sondern diplomatische Wege gefunden werden.
Die Höhlenkirche nahe Lalibela
ist ein Ort für viele einheimische Pilger.
Der Priester der Kirche zeigt für eine
kleine Spende die Heiligtümer seiner Kirche.
Dazu gehören handgemalte Bücher, kunstvolle Handkreuze, Weihrauchschalen und Kopfschmuck.
In Lalibela findet man eine große Anzahl von Felsenkirchen aus rotem Tuffstein,
die durch ein Labyrinth verbunden sind.
Die Gotteshäuser zählen zu den
wichtigsten Heiligtümern der
äthiopisch-orthodoxen Kirche und
gehören zum UNESCO - Welterbe.
Die Kirche des heiligen Georgs steht einzeln
und ist besonders schön anzuschauen.
 
Die Hauptstadt Addis Abeba ist
der bedeutendste Industriestandort.
Hier findet man in den
Geschäften alles, was man braucht.
Für die einfache Bevölkerung ist der
riesige Markt der Platz
für Handel und Kommunikation.

Ist Äthiopien nun ein Urlaubsland?
Sicherlich kein typisches.
Aber es ist eine Reise wert.
Die meisten Menschen sind sehr arm;
aber man sieht sie trotzdem lachen und singen.
Die Hotels bieten keinen großen Luxus, aber den gewohnten europäischen Standard schon.
Und wenn man am Abend bei
sommerlichen Temperaturen
auf der Terrasse sitzt und den
beeindruckenden Sonnenuntergang beobachtet,
dann kann man nur glücklich sein.